Das Haus

Das ehe­mals däni­sche, dann könig­lich-preu­ßi­sche Amts­ge­richt an der Ding­stät­te 25 — im Volks­mund heu­te noch „Altes Amts­ge­richt“ genannt — wur­de 1854/55 als „Geschäfts­lo­cal“ der Landd­ros­tei errich­tet. Landd­rost Nico­laus v. Schee­le hat­te bereits 1853 die in Hol­stein noch unüb­li­che Tren­nung von Ver­wal­tung und Jus­tiz vor­ge­schla­gen. 1855 erließ der däni­sche König Fre­de­rik VII. die „Ver­fü­gung betref­fend die Orga­ni­sa­ti­on der Ver­wal­tung und der Rechts­pfle­ge in der Herr­schaft Pinneberg“.

Amtsgericht

Amts­ge­richt (links) und Rat­haus (rechts) vor 1890

Die­se Ver­wal­tungs­re­form war einer der Ankla­ge­punk­te im Pro­zess der um ihre Pri­vi­le­gi­en fürch­ten­den Hol­stei­ni­schen Stän­de gegen Minis­ter v. Schee­le wegen Ver­fas­sungs­bruchs vor dem Kie­ler Oberap­pel­la­ti­ons­ge­richt 1856. Den Land­rich­tern stand aller­dings zunächst nur der Gerichts­saal im Ober­ge­schoss des roten Back­stein­baus zur Ver­fü­gung. In den ande­ren Räu­men befand sich die Kanz­lei des Land­ra­tes. Auch in preu­ßi­scher Zeit, als aus dem Land- ein Amts­ge­richt gewor­den war, kon­kur­rier­ten Jus­tiz und Land­rats­amt um die Räu­me. Erst der Bau des Kreis­hau­ses Rübe­kamp 2 im Jah­re 1892 brach­te die räum­li­che Tren­nung von Jus­tiz und Verwaltung.

Amtsgericht 1900

Amts­ge­richt, Rat­haus, dahin­ter Kreis­haus, im Vor­der­grund das Krie­ger­denk­mal von 1893

Vor dem Bau des alten Amts­ge­richts stand dort der so genann­te Kir­chen­saal, eine Scheu­ne der Dros­tei. Sie wur­de so genannt, weil wäh­rend des Baus der Rel­lin­ger Kir­che 1756 ver­mut­lich Got­tes­diens­te in dem Schup­pen abge­hal­ten wurden.

1908 zogen die Rich­ter in die Bahn­hof­stra­ße 17 um, dort ist ein neu­es Amts­ge­richts­ge­bäu­de im Stil des Neo­ba­rock errich­tet wor­den. Die­ses Haus wur­de erst 1977 abge­ris­sen. An der Stel­le steht heu­te der kal­te Gerichts­neu­bau aus Stahl und Beton. Das in Stein gehaue­ne Mono­gramm des däni­schen Königs Fre­de­riks VII., das zuerst unter der Uhr des alten Amts­ge­richts an der Ding­stät­te 25 und dann an der Sei­te des Barock­baus in der Bahn­hof­stra­ße hing, wur­de in der Hal­le des Neu­baus aufgehängt.

Nach dem Aus­zug der Jus­tiz aus dem alten Amts­ge­richt an der Ding­stät­te sind dort u.a. das Kreis­steu­er­amt und die Woh­nung des Kraft­fah­rers des Land­ra­tes unter­ge­bracht gewe­sen. In der heu­te noch vor­han­de­nen Gara­ge stand das Auto­mo­bil des Land­ra­tes. Wäh­rend des Natio­nal­so­zia­lis­mus bezog die Kreis­bau­ern­schaft das Gebäu­de, nach dem Krieg das Kreis­land­wirt­schafts­amt, dann das Las­ten­aus­gleichs­amt und spä­ter das Amt Pin­ne­berg-Land. Nach des­sen Umzug in die ehe­ma­li­ge „Sil­ber­ku­gel“ an der Elms­hor­ner Stra­ße war das alte Amts­ge­richt bis 1984 pro­vi­so­ri­sches Jugend­zen­trum. Anschlie­ßend stand das Haus an der Ding­stät­te 25 leer und wur­de renoviert.