Denkanstöße statt Heldinnenverehrung
Zum Start der Frauen-Aktionswochen: Ministerin eröffnet Austeilung im Museum
Pinneberg (bw). Mut, Willenskraft oder Eigensinn zeichneten diese Frauen aus — und manchmal auch alle drei Charaktereigenschaften zusammen. Ob Entfaltung der eigenen Persönlichkeit oder Verfolgung eines übergeordneten Ziels: Konzentriert und konsequent gingen sie ihren eigenen Weg -„denn sie wußten, was sie taten“. Dieses Motto, titelgebend auch für die Pinneberger Veranstaltungsreihe zum Internationalen Frauentag, ist der Name einer sehenswerten Ausstellung, die gestern im Stadtmuseum in Anwesenheit der Kieler Ministerin für Frauen, Jugend, Städte- und Wohnungsbau, Angelika Birk (Grüne), eröffnet wurde.
Auf 13 großformatigen Triptychen (dreiteiligen (Altar-)Bildern) sind im Alten Amtsgericht an der Dingstätte weibliche Persönlichkeiten aus Geschichte und Mystik dargestellt, die dem gesellschaftlich vorgegebenen Rollenbild der Frau in keiner Hinsicht entsprachen, und die mit ihren Worten und Taten auf den heftigsten Widerstand ihrer patriarchalisch geprägten Umwelt stießen.
„Eine in jeder Beziehung höchst denkwürdige Ausstellung“, lobte Angelika Birk. Eigentlich stünde die Sammlung in einem merkwürdigen Kontrast zu den Vorstellungen, mit denen die Frauenbewegung Anfang der 70er Jahre aufgebrochen sei. Historie wäre dort nicht mystisch betrachtet worden, sondern eher gemäß dem Motto „Geschichte wird gemacht“.
„Doch hier sehen wir keine Heldinnenverehrung analog der Geschichte großer Männer“, betonte die Ministerin. Es handele sich vielmehr um eine subjektive Annäherung an und Würdigung von Personen, die damals weitestgehend isoliert waren und auch heute einen schweren Stand hätten. „Eine Chance und Anregung für junge Mädchen und Frauen, sich selbst darzustellen und ihr eigenes Bild von sich zu finden“, hofft Angelika Birk.
150 Biographien berühmter Frauen hatten Katarzyna Jone, Brigitte Kemka und Wolfgang Siesig von der Braunschweiger Künstlergruppe „u.w.a.g.a.“ studiert. „Als Modelle für die übriggebliebenen 13 Personell dienten uns Kommilitoninnen und ganz fremde Frauen, die wir zum Teil auf der Straße ansprachen“, berichtete Brigitte Kemka. Eingerahmt von symbolischen Inhalten aus dem Lebenslauf der Dargestellten, laden die Porträts nun zur Phantasie- und Assoziationsentfaltung ein.
Angelika Birk bewunderte die Darstellung von Marie Curie, Pinnebergs Bürgermeister Horst-Werner Nitt zeigte sich von der als Mörderin hingerichteten Gesche Gottfried fasziniert. Museumsleiterin Ina Duggen fiel die Entscheidung angesichts der Fülle der großartigen Arbeiten recht schwer.
Die Ausstellung bleibt bis zum 5. April im Stadtmuseum aufgebaut.
Pinneberger Tageblatt, 3.3.1997