Chronik

Arztzimmer als Gesamtkunstwerk

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Aus­stel­lung zum 88. Geburts­tag von Rudolf Grothkop – Bil­der, Boh­rer und Behand­lungs­stuhl gestif­tet. Die schwin­den­de Kraft sei­ner Augen hat ihm ganz neue Seh­wei­se eröff­net. Die jüngs­ten Bil­der des Pin­ne­ber­ger Künst­lers und Zahn­arz­tes Rudolf Grothkop sind abs­trak­ter, jedoch viel far­ben­fro­her und kontrastreicher.

Von Peter Schweinberger.

Pin­ne­berg. Wer Geburts­tag fei­ert, der erhält meist Geschen­ke. Rudolf Grothkop, einer des bekann­tes­ten Künst­ler aus der Kreis­stadt, hat jedoch dem Stadt­mu­se­um einen Teil sei­nes beruf­li­chen und krea­ti­ven Lebens­werks ver­macht. Anläß­lich sei­nes 88. Geburts­tags am 4. Febru­ar wer­den etwa 55 Bil­der sowie Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de sei­ner Zahn­arzt­pra­xis, dar­un­ter auch ein uralter Behand­lungs­stuhl, im Alten Amts­ge­richt prä­sen­tiert. Die Aus­stel­lung wird am mor­gi­gen Sonn­tag um 11 Uhr eröff­net. Doch Grothkop selbst kann nicht dabei sein, da er nach zwei Ope­ra­tio­nen noch das Kran­ken­haus­bett hüten muß. Eine Ein­füh­rung in Leben und Werk Groth­kops wird daher Peter Wid­de­rich aus Sta­de, ein per­sön­li­cher Freund des Künst­lers, geben. „Wir wer­den die Aus­stel­lungs­er­öff­nung ganz in Groth­kops Sin­ne hal­ten“, sag­te ges­tern Muse­ums­lei­te­rin Ina Dug­gen: „Kurz und knapp!“ Der Künst­ler wer­de in Form von zwei Selbst­por­träts ver­tre­ten sein.

Die Leih­ga­ben und geschenk­ten Bil­der Groth­kops hat die Muse­ums­lei­te­rin in drei Berei­che geglie­dert. Ein Raum ist den Wer­ken der 70er, 80er und 90er Jah­re vor­be­hal­ten. Sie ver­deut­li­chen auch die jüngs­te künst­le­ri­sche Ent­wick­lung. In einer ande­ren Grup­pe fin­det sich eine klei­ne Aus­wahl Hun­der­ter von Pati­en­ten­bil­dern. Beson­de­res Inter­es­se dürf­te jedoch das nach­ge­stell­te, urtüm­li­che Behand­lungs­zim­mer aus der Zeit um die Jahr­hun­dert­wen­de fin­den, das auch Grothkop auf unge­zähl­ten Ölbil­dern und Zeich­nun­gen für die Nach­welt erhielt. In der Kreis­stadt prak­ti­zier­te der in Pin­ne­berg gebo­re­ne Zahn­arzt in drit­ter Genera­ti­on. Es ent­stand eine Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen Den­tis­ten­tä­tig­keit und Kunst, aus der kein Bereich her­aus­zu­tren­nen ist. „Die­ses inni­ge Ver­hält­nis möch­te ich wider­spie­geln“, sag­te lna Dug­gen: „So bekommt der Betrach­ter den Ein­druck die­ses Gesamtkunstwerks.“

Als Maler ist Grothkop Auto­di­dakt. Durch zahl­rei­che Ein­zel- und Grup­pen­aus­stel­lun­gen errang er schnell die Aner­ken­nung von Künst­ler­kol­le­gen und Kri­ti­kern. Er hob den Küst­ler­bund des Krei­ses Stein­burg im Jahr 1946 mit aus der Tau­fe und ist von Anfang an Mit­glied der Pin­ne­ber­ger Künst­ler­gil­de. Künst­le­ri­sche Ein­flüs­se übten die gemein­sa­me Arbeit mit Arnold Fied­ler und Her­bert Span­gen­berg sowie die Kon­tak­te mit Fritz Flin­te, Karl Kluth und den Malern der „Ham­bur­ger Sezes­si­on“ auf den Pin­ne­ber­ger Arzt aus. Die Aus­stel­lung „Grothkop“ ist bis ein­schließ­lich 27. April im Alten Amts­ge­richt neben der Landd­ros­tei zu sehen. Sie ist diens­tags bis frei­tags von 17 bis 19 Uhr sowie sonn­abends von
11 bis 13 Uhr geöffnet.

Pin­ne­ber­ger Tage­blatt, 3.2.1996