Adolf Hitlers Stimme krächzt in hoher Frequenz. Ist die Hetzrede an „meine deutsche Jugend“, die da aus einem Volksempfängergehäuse herausscheppert, vielleicht doch eine Persiflage aus Charly Chaplins Film „Der große Diktator“? „Bestimmt nicht“, widerspricht Ina Duggen-Below. Und natürlich liege der gewöhnungsbedürftige Klang auch nicht an der neuesten Errungenschaft des Pinneberger Stadtmuseums, den digitalen Hightech-Wiedergabeanlagen für Ton und Bild, deren Beschaffung die Bürgerstiftung der VR-Bank ermöglicht hat.
Aber, so ergänzt die Museumsleiterin, die moderne Technik dürfe nicht dazu verleiten, die uralten Originalaufnahmen ästhetisch aufzumotzen. Alles solle schließlich historisch echt bleiben. Duggen-Below ist erkennbar begeistert von den zusätzlichen Darstellungsmöglichkeiten, die sich dem Museum durch die Gabe der Stiftung ermöglichen. Hitlers Rede ergänzt jetzt die bildliche Aufarbeitung der Stadtgeschichte im Dritten Reich. An anderer Stelle überträgt ein Flachbildschirm revolutionäre Arbeiteraufmärsche in der Innenstadt in flimmerndem Schwarz-Weiß, aber auch farbenprächtige Ereignisse jüngeren Datums. „Geschichte findet eben nicht nur in den Zentren der Macht statt“, betont Wolfgang Domeyer, sondern sie greife überall in den Alltag der Menschen ein. Es lohne sich sehr, das zu erforschen und für die Nachwelt darzustellen. Der Leiter der Volkshochschule fühlt sich auch als Chef der Geschichtswerkstatt mit dem Museum eng verbunden. Er nutzt die Begutachtung der neuen Geräte gleich zu einem Ausflug in die Vergangenheit der Stadt. Unter seinen interessierten Zuhörern sind Horst Alsmöller und Bettina Fischer von der Bürgerstiftung. Sie alle hoffen, dass die neuen digitalen Wiedergabemöglichkeiten das Museum vor allem für Jugendliche attraktiver machen werden.
Stolzenberg,
Pinneberger Tageblatt, 18. Oktober 2014