Dauerausstellung, Nationalsozialismus

Machtergreifung in Pinneberg

Am 30.1.1933 war Hit­ler am Ziel: Er wur­de zum Reichs­kanz­ler ernannt. Kurz dar­auf ließ er die Par­la­men­te auf­lö­sen. Der Reichs­tag soll­te am 5.3.1933 neu gewählt wer­den, die Stadt­ver­tre­tun­gen eine Woche spä­ter. Sowohl zur Reichs­tags­wahl als auch zur Kom­mu­nal­wahl konn­ten alle bestehen­den Par­tei­en antre­ten. Die Wah­len waren jedoch nicht mehr als frei zu bezeich­nen und je näher der Wahl­tag rück­te, des­to grö­ßer wur­de die Unter­drü­ckung durch die Nationalsozialisten.

Der NSDAP-Orts­grup­pen­lei­ter Baron Franz Vik­tor Frei­herr v. Basel­li stand bei der Kom­mu­nal­wahl an ers­ter Stel­le der von Natio­nal­so­zia­lis­ten und Ver­tre­tern des Bür­ger­tums gebil­de­ten Lis­te „Natio­na­ler Auf­bau“. Das Ham­bur­ger Echo kom­men­tier­te in einer sei­ner letz­ten Aus­ga­ben vor dem Ver­bot am 3.3.1933 die Situa­ti­on in Pin­ne­berg: „Die bür­ger­li­che Mit­te hat vor dem Natio­nal­so­zia­lis­mus kapi­tu­liert und ist fast rest­los auf der Stre­cke geblieben.“

Bei der Reichs­tags­wahl am 5.3.1933 stimm­ten 50,3% der Pinneberger*innen für die NSDAP, 21,8% für die SPD, 16,8% für die KPD und 7,3% für die DNVP. Als Sie­ges­zei­chen hiss­ten am 7.3.1933 NSDAP und „Stahl­helm“ unter Betei­li­gung ihrer Füh­rer, der Rechts­an­wäl­te v. Basel­li und Kreutz­feldt, die Haken­kreuz­fah­ne auf dem Pin­ne­ber­ger Rathaus.

Als Glie­de­run­gen gehör­ten zur NSDAP:

Einen Tag spä­ter trat die neue, aus SS und SA gebil­de­te Hilfs­po­li­zei zusam­men mit Mit­glie­dern von „Stahl­helm“ und Beam­ten der Land­jä­ge­rei zum ers­ten Mal im Drostei­park an. Ihre Lei­ter kün­dig­ten dabei die Ver­nich­tung der poli­ti­schen Geg­ner an.

Am 12.3.1933 wie­der­hol­te sich der Erfolg der Natio­nal­so­zia­lis­ten in Pin­ne­berg dann auch auf Stadt­ebe­ne: Natio­na­ler Auf­bau 60,7% (13 Sit­ze), SPD 24,9% (5 Sit­ze), KPD 14,5% (3 Sit­ze). Auf Grund die­ses Wahl­er­geb­nis­ses trat der Magis­trat geschlos­sen zurück. NSDAP-Orts­grup­pen­lei­ter v. Basel­li wur­de stell­ver­tre­ten­der Bür­ger­meis­ter. An der kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 24.3.1933 durf­ten die drei gewähl­ten KPD- Mit­glie­der wegen „des Ver­dachts des Hoch­ver­rats“ nicht mehr teil­neh­men, am 26.6.1933 wur­den alle gewähl­ten Sozi­al­de­mo­kra­ten aus der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung aus­ge­schlos­sen, am 27.10.1033 ersetz­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung durch einen drei­köp­fi­gen „beschlie­ßen­den Ausschuss“.

Den 1923 auf 12 Jah­re gewähl­ten sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Bür­ger­meis­ter Bur­meis­ter dräng­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten Ende Mai aus dem Amt. Danach amtier­te der kom­mis­sa­ri­sche Bür­ger­meis­ter v. Basel­li, der jedoch bald als Bür­ger­meis­ter in Schles­wig ein­ge­setzt wur­de. Zu sei­nem Stell­ver­tre­ter bestell­te v. Basel­li den vom Alto­na­er Son­der­ge­richt 1932 als Ter­ro­ris­ten ver­ur­teil­ten Pin­ne­ber­ger SS-Füh­rer Kobarg. Wegen sei­ner Ver­ant­wor­tung für den „Pran­ger­marsch“ des Kauf­man­nes Siek­mann im Juni 1933 wur­de Kobarg nach dem Krieg wegen Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit verurteilt.

Schon nach den gewon­ne­nen Wah­len ver­an­stal­te­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten am Fahltrand den „Tag des neu­en Deutsch­lands“. Die eigent­li­che Sie­ges­fei­er der neu­en Macht­ha­ber fand am 1.5.1933 statt. Der Tag begann mit einem Feld­got­tes­dienst auf einem frei­en Platz im Fahlt hin­ter der Chris­tus­kir­che. Pas­tor Föls­ter begrüß­te die neue Zeit und stell­te den Bei­trag der Kir­che „am Wie­der­auf­bau unse­res deut­schen Vater­lan­des“ her­aus. Nach­mit­tags mar­schier­ten 3.000 Men­schen aus Pin­ne­berg und Umge­bung in sechs Kolon­nen durch die Stadt zum Gar­ten des Hotels Zur Eiche, wo NSDAP-Kreis­lei­ter Fer­di­nand Schramm sprach.

Am nächs­ten Mor­gen stürm­ten Natio­nal­so­zia­lis­ten in ganz Deutsch­land Gewerk­schafts­häu­ser und lös­ten die Gewerk­schaf­ten auf. In Pin­ne­berg hat­ten im Febru­ar und März 1933 mit gro­ßem Mut Emil Wein­gärt­ner, August Schwei­ger, Paul Never­mann (SPD), Hein­rich Sell­mann (ADGB, All­ge­mei­ner Deut­scher Gewerk­schafts­bund) und Max Hoche (KPD) gemein­sam und unter­stützt von vie­len Demokrat*innen ver­geb­lich ver­sucht, den Sieg der NSDAP zu verhindern.