4.9.–3.10.2015
Ist Malerei so etwas wie eine Heimat? Eine spannende Frage, der die Ausstellung »Memleket/Heimat« mit Gemälden des Malers Tevfik Senocak im Pinneberg Museum nachzugehen versucht.
Senocak, geboren 1962 in Antakya in der Türkei, kam Anfang der 1980er Jahre nach Deutschland, um in Kiel Fischereibiologie zu studieren und promovierte 1995 mit einer Arbeit zur Meereszoologie. Im Anschluss begann er als freischaffender Künstler zu arbeiten und regelmäßig vor allem in Schleswig-Holstein auszustellen.
Mit einem einschneidenden Erlebnis hatte die Kunst schon den jungen Tevfik Senocak gepackt, als nämlich im Zeichenunterricht in der Schule sein Blick auf die gerade fertiggestellte Tierzeichnung vor ihm fiel und diese auf eine unerklärliche aber bis heute nachhallende Weise aus dem Blatt heraus antwortete. In den folgenden Jahren hörte der jugendliche Künstler nicht mehr mit dem Zeichnen auf. Während der Studienzeit in Deutschland beschloss er schließlich, sich intensiver mit der Malerei auseinanderzusetzen und legte sich als Autodidakt umfassende Kenntnisse zu klassischen Maltechniken und Darstellungsformen zu. Drei große Gruppen lassen sich in den Gemälden Senocaks ausmachen: Menschbilder, Landschaften und Tierdarstellungen. Die Menschenbilder, also Portraits und Akte, zeigen nicht nur immer wieder den Künstler selbst, sondern auch, oftmals gleichzeitig, Familienmitglieder, Freunde und Wegbegleiter. All diese machen den Menschen Tevfik Senocak aus, sie kommen in ihm zusammen. Die Landschaftsgemälde beziehen sich auf Motive aus der alten und neuen Heimat; so bekommt der Besucher etwa einen Einblick in die Gassen von Antakya. Zuletzt entstanden zahlreiche Tiergemälde, die verstärkt mit der Technik der Überlagerung arbeiten, die den Künstler schon länger interessiert. Noch mehr als in den Menschenbildern geht es bei den Tierkompositionen darum, in aufwendigen Konstruktionen die einzelnen Bildbestandteile malerisch übereinander zu legen und dabei alle Motive sichtbar zu lassen. Und noch immer jagt der Künstler, so beschrieb er es selbst, dem Moment hinterher, an dem das Gemälde nach einem oftmals langwierigen Malprozess eine solche „Reife“ angenommen hat, dass es ihm ähnliche Weise antwortet und etwas zurückgibt wie damals im Zeichenunterricht. Allen Bildern gemein ist ihre intensive Farbigkeit, die den Betrachter unmittelbar anleuchtet und in die Bilder hineinzieht. Dennoch werden viele verborgene Details erst nach mehrmaligem Hinschauen sichtbar. Gezeigt werden 21 Ölgemälde aus der gesamten Schaffenszeit sowie umfangreiches Skizzenmaterial, das einen Einblick in die künstlerische Werkstatt erlaubt und weitere Themenfelder aufzeigt. Eine kleine Gruppe solcher Zeichnungen besteht etwa aus Momentaufnahmen von Kursteilnehmern, die gemeinsam mit dem Künstler in einer Fortbildung saßen.
Die Ausstellung wird am Freitag, den 4. September 2015 um 17:00 Uhr mit der Bürgermeisterin, Frau Urte Steinberg, und dem Vorsitzenden der türkischen Gemeinde in Schleswig-Holstein, Herrn Dr. Cebel Küçükkaraca, eröffnet. Sie ist anschließend bis zum 3.Oktober 2015 zu besuchen und ist gleichzeitig ein Beitrag des Pinneberg Museums zur Interkulturellen Woche 2015. Am Donnerstag, den 17. September findet um 19:00 Uhr unter dem Titel „Die Welt ist bunt“ eine Lesung mit Pinneberger Autoren in den Ausstellungsräumen statt.
Mehr Infomationen zum Künstler finden Sie unter: www.tsenocak.de