Aktuelles, Sonderausstellung

Vertraute Distanz – Camera obscura Tim Rädisch

12.10.—09.12.2018

Im Lau­fe der Jah­re, in denen ich mich nun inten­siv mit der Loch­ka­me­ra beschäf­ti­ge, fas­zi­niert mich zuneh­mend die Erkennt­nis, dass die ent­ste­hen­den unschar­fen Bil­der sym­bol­haft für das Leben selbst ste­hen können.

Es lässt sich eben­falls in vie­len Berei­chen manch­mal nicht scharf darstellen.

Wie oft seh­nen wir uns danach, unse­re Lebens­um­stän­de klar zu defi­nie­ren und füh­len uns unwohl, wenn es nicht gelingt? Hin und wie­der sind Erfah­run­gen, Erin­ne­run­gen und ins­be­son­de­re unse­re Gefüh­le nun ein­mal unscharf. Das aus­zu­hal­ten fällt auch mir oft schwer. Des­halb emp­fin­de ich die foto­gra­fi­sche Wie­der­ga­be unse­rer Welt und unse­res Lebens mit der Came­ra obscu­ra als eine Berei­che­rung. Sie akzep­tiert die Unmög­lich­keit einer schar­fen Abbil­dung des von uns Erleb­ten, ja, sie reprä­sen­tiert sie. Sie lässt Zwi­schen­tö­ne zu, sie ver­zwei­felt nicht an der so häu­fig emp­fun­de­nen Unmög­lich­keit, unser Leben klar darzustellen.

Auch da müs­sen wir – so schwer es uns hin und wie­der fal­len mag – die gelun­ge­ne Halb­heit zulas­sen. Anders gesagt: Sogar das, was nicht gänz­lich gelun­gen scheint, muss nicht zwangs­läu­fig miss­lun­gen sein. Der Teil­erfolg oder der Kom­pro­miss kön­nen durch­aus eine befrie­di­gen­de Erfah­rung sein. Davon wol­len mei­ne Fotos auf ihre Wei­se erzäh­len. Sie zei­gen, dass nie­mand von uns per­fekt sein kann und muss. Und viel­leicht spü­ren auch Sie:

Die Akzep­tanz der Unschär­fe ist mög­li­cher­wei­se auch für unser Leben selbst not­wen­dig. Gera­de sie lässt uns Mensch sein.

Eröff­nung der Aus­stel­lung ist am 12. Okto­ber um 17 Uhr.