Der politische Erfolg der Nationalsozialisten wuchs, weil auch für die noch nicht wieder in den Arbeitsprozess eingegliederten Bevölkerungsteile mit großem propagandistischem Aufwand gesorgt wurde. Dabei knüpfte die NSDAP besonders an die schon zur Zeit der Weimarer Republik tätige Winterhilfe an. Diese Aufgabe übernahm jetzt die NS-Volkswohlfahrt (NSV), nach der DAF (Deutschen Arbeitsfront) die größte nationalsozialistische Massenorganisation.
1933 betrieb die Pinneberger NSV zunächst aggressive Mitgliederwerbung. Im September 1933 wurden die Pinneberger*innen durch Abdruck des Aufnahmeantrages für die NSV auf der Lokalseite des Tageblattes förmlich in die NSV hineingedrängt.
Am 4.11.1933 wurde erstmals zum Eintopfsonntag aufgerufen, dessen Sinn später folgendermaßen beschrieben wurde: „Einmal im Monat soll jeder Deutsche, ob reich oder arm, auf dieselbe Art essen. Einmal im Monat … soll auch der Wohlsituierte ein einfaches Essen zu sich nehmen, um dem ärmsten Volksgenossen durch die Tat zu beweisen, dass auch er mit ihm zu fühlen vermag, um andererseits die so gesparte Ausgabe für die Armen und Bedürftigen zur Verfügung zu stellen. Die Amtswalter werden wie immer von Haushalt zu Haushalt die Spenden einsammeln.“
Zum Abschluss der Sammlung des Winterhilfswerkes führte die Pinneberger Ortsgruppe im März 1934 eine Nagelung des Hakenkreuzes durch. Auch in den folgenden Jahren stand jeweils eine spektakuläre Aktion am Ende der Sammlung. Bei der Durchführung des Winterhilfswerkes wurden viele andere Organisationen mit eingebunden. So führte der TSS Union unter Leitung von Turnlehrer Kalbow Ende 1935 im gut gefüllten Hotel „Cap Polonio“ den Sprech- und Bewegungschor „Deutscher, hilf“ auf, nach dem Urteil des Tageblattes gleichermaßen Werbung für das Winterhilfswerk wie den Reichsbund für Leibesübungen.
Das Winterhilfswerk lief ab Herbst 1934 bis weit in den Krieg hinein jeweils nach den immer gleichen Ritualen ab: Straßensammlungen, oft verbunden mit dem Verkauf winziger Hefte („Der Führer macht Geschichte“) oder kleiner Anstecknadeln, Eintopfsonntage, Sammlungen usw.
Wer gespendet hatte, durfte eine Plakette an die Haustür kleben oder sich ein Abzeichen an die Brust heften und wurde in eine Liste eingetragen. So unterlag jeder hinsichtlich seiner Spendenbereitschaft einer ständigen Kontrolle.
Die Volksgemeinschaft wurde mit andauernder nationalsozialistischer Herrschaft immer öfter beschworen, z.B. auf den Rosenfesten, auf nächtlichen Sonnenwendfeiern im Drosteipark, am 1. Mai, auf mystischen Feiern der Gauthingstätte am Segeberger Kalkberg und anlässlich des „Führergeburtstages“.
Politische Oppositionelle standen nach Meinung der NSDAP durch ihre Kritik am Nationalsozialismus außerhalb der Volksgemeinschaft.