Am 1.5.1933 war die Maifeier in Pinneberg zum ersten Mal von der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) ausgerichtet worden. 1934 veröffentlichte die NSBO (später Deutsche Arbeitsfront DAF) in einer Zeitung präzise Vorschriften für den Mai-Umzug:
„Frauen nehmen an dem Aufmarsch nicht teil … Während des Aufmarsches ist das Rauchen untersagt. Uniform darf nicht getragen werden. Am Zivilanzug sind das Festabzeichen und das Abzeichen der DAF zu tragen. Jeder soll an diesem Tage das Festabzeichen tragen. Betriebsfahnen und Plakate dürfen nicht mitgeführt werden … Kein Fahrzeug, das nicht geschmückt ist, kein Kind ohne Hakenkreuzwimpel. Der Arbeit geben wir am 1. Mai die Ehre. Durch die Geißel der Arbeitslosigkeit haben wir gelernt, dass Arbeit froh macht. Deshalb reiht sich jeder ein und marschiert in der das ganze Volk umfassenden Bewegung der Schaffenden.“
Der 1. Mai war jetzt „Tag der geeinten Volksgemeinschaft“ und verlief immer gleich: Nachdem am 30. April ein Maibaum mit Hakenkreuzfahnen vor dem Rathaus errichtet worden war, zogen am 1. Mai die männlichen Pinneberger vom Bismarckplatz zum Garten des Hotels zur Eiche, oft in Berufskleidung und mit Symbolen ihrer Tätigkeit, um dort den Reden der örtlichen NSDAP- und DAF-Repräsentanten und der anschließenden Radioübertragung zu lauschen.
Um 1935 fand eine Fülle von Betriebsveranstaltungen zur Pflege der Volksgemeinschaft statt. Die ILO-Motorenwerke veranstalteten einen großen Kameradschaftsabend mit Eisbeinessen und Darbietungen. Die Belegschaften der Firmen „Wille“, „Metzger“ und „Wupperman“ fuhren per Bus in die holsteinische Natur.
Bis 1939 wurde die DAF zur größten nationalsozialistischen Massenorganisation (ca. 23 Mio. Mitglieder, Führer: Dr. Robert Ley), die gleichzeitig ein Wirtschaftsimperium unterhielt und einen riesigen Funktionärsapparat finanzierte. Mit großem Propagandaaufwand organisierte die DAF jedes Jahr den Reichsberufswettkampf.
Mit der Propagierung des zweiten Vierjahresplanes änderten sich 1937 auch deutlich die politischen Schwerpunkte: An die Stelle von Arbeitsbeschaffung und Betriebsgemeinschaft traten jetzt als Ziele eine einsatzfähige Armee und eine kriegsfähige Wirtschaft.
Besondere Propagandawirkung ging von einer Unterabteilung der DAF aus, der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ (KDF), die z.B. billige Reisen per Schiff nach Madeira oder Norwegen anbot. Einen weiteren Mythos begründete KdF im Herbst 1938 mit der Ankündigung des Autos für jedermann, dem Volkswagen.
Als Unterabteilung von KdF kam dem Amt „Schönheit der Arbeit“ eine besondere Aufgabe zu: Die Verschönerung von Arbeitsstätten, die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Ergonomie und Arbeitssicherheit. Die propagierten Verbesserungsvorschläge dienten allerdings nur vordergründig einer schöneren Arbeitswelt; tatsächlich stand die Steigerung der Produktivität, die erhöhte Ausbeutung von Arbeitskraft und Produktionsmitteln im Vordergrund.