
Theodor Schlüter (oben rechts) mit seinen neun Geschwistern
Wer weiß etwas über diesen Mann?
Ausstellung: Theodor Schlüter gilt als Pinnebergs erster Fotograf / Das Stadtmuseum ruft Bürger auf, Material einzureichen
Auf dem Familienfoto blickt er genau in die Kamera. Lehnt lässig an der Schulter seines Bruders Ernst. Er wusste, dass er wegen der langen Belichtungszeiten stillhalten muss. Beobachtet er den Fotografen? Er schaut anders als die anderen. Kritisch? Denn Theodor Schlüter stand selten vor, sondern meistens hinter der Kamera. Er gilt als Pinnebergs erster Fotograf. Heute gibt er Martin Ramcke, Johannes Seifert und Ina Duggen-Below Rätsel auf. Denn über den Mann mit dem Vollbart ist nicht sehr viel bekannt.
Die beiden Männer vom Stadtarchiv und von der Geschichtswerkstatt der VHS sowie die Leiterin des Pinneberg Museums sichten seit einiger Zeit alte Fotos. Sie planen eine Ausstellung Anfang 2017 mit den ältesten erhaltenen Fotodokumenten aus der Kreisstadt. Immer wieder stoßen sie auf Aufnahmen von Theodor Schlüter. Er fotografierte sowohl Porträts im damals modernen Visitformat, auch als Carte de Visite bezeichnet, sowie die Pinneberger Vereine und Ortsansichten. Die Dingstätte, das damalige Amtsgericht – heute Museum –, den Fahlt.
Viele Aufnahmen von ihm sind heute noch im Umlauf, sogar auf dem Online-Marktplatz Ebay sind zwei Schlüter-Fotos käuflich zu erwerben. Einzig: Über den Fotografen selbst ist wenig bekannt. „Bisher hat niemand zusammengetragen, was es über ihn gibt“, erklärt Ramcke. Mit Seifert und Duggen-Below will er Licht ins Dunkel bringen. Dafür betreiben sie Familienforschung. Durchstöbern alte Einwohnermeldedatenkarteien und nehmen Kontakt zur Elmshorner Vereinigung für Familienkunde auf. „Das, was wir bisher haben, ist Zufall“, sagt Ramcke. Dazu gehört ein Zeitungsartikel aus dem Pinneberger Tageblatt vom 28. November 1959. „Wir tragen immer mehr Daten zusammen, irgendwann ergibt das ein Bild“, erklärt Seifert.
Der Anfang ist gemacht: Theodor Schlüter lebte von 1833 bis 1919. Fotografiert hat er von 1865 bis 1914. Sein Atelier war in der Schauenburger Straße 14. Er war verheiratet, hatte aber keine Kinder. Schlüter war der Sohn des stadtbekannten Landarztes Dr. August Marcus Dietrich Schlüter und Johanne Wilhelmine Eleonore. Er hatte neun Geschwister – sechs Brüder und drei Schwestern. Sie lebten ab 1830 am Rübekamp, dort, wo sich nun die Rübekampschule befindet. Bis heute wird gemunkelt, dass das Plattenarchiv des Fotografen Schlüter beim Abriss des Hauses mit zerstört wurde.
Seine Bilder aufzuspüren, ist nicht einfach: Die Bestände von Museum und Stadtarchiv sind laut Ramcke nach Straßen und Ereignissen sortiert, nicht nach Autoren. Die Forscher müssen sich also geduldig durch die Materialien arbeiten. Die Mühe hat sich schon gelohnt, sie haben bereits etliche Aufnahmen von Schlüter zusammengetragen. Und sie sind sich sicher, dass das längst nicht alles ist: „Wer weiß, was in Pinneberger Haushalten noch so schlummert“, sagt Ramcke. Gemeinsam mit Seifert und Duggen-Below hofft er auf die Unterstützung der Pinneberger Bürger. „Wir würden uns freuen, wenn wir alte Fotos aus dem 19. Jahrhundert und der Jahrhundertwende als Leihgaben für unsere Ausstellung bekämen“, sagt die Muse-umsleiterin.
Felicitas Mertin
Pinneberger Tageblatt, 13.7.2016
Informationen und Kontakt
Das Museum Pinneberg plant in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv eine Ausstellung mit den ältesten erhaltenen Fotodokumenten aus Pinneberg. Wer Aufnahmen aus dem 19. Jahrhundert oder der Jahrhundertwende besitzt oder etwas zu Theodor Schlüter beitragen kann, wird gebeten, sich beim Museum unter Telefon (0 41 01) 20 74 65 zu melden.
fme