Im August 1940 wurden in Pinneberg zwei Kriegsgefangenenlager eingerichtet:
In der „Holstenquelle“ (Gastwirtin Luise Busch), Elmshorner Str. 33, und im „Osterholder Quellental“ (Gastwirt Willy Frank) Osterholder Allee 21.
Das Lager Busch in der Holstenquelle führte den offiziellen Titel „Kriegsgefangenen Arbeitskommando 329 Pinneberg II“ Die Stadtverwaltung Pinneberg betrieb dieses Lager treuhänderisch für Pinneberger Betriebe, die sich hier mit billigen Arbeitskräften versorgten.
Der Standardstundenlohn für Kriegsgefangene betrug 0,33 RM für Hilfsarbeiter im Baugewerbe und sonst 60% der vergleichbaren deutschen Tarife. Im Sommer 1943 übernahmen die Pinneberger Betriebe das Kriegsgefangenenlager in Eigenregie.
Auf Seiten der Stadt war zuständig Stadtbaumeister Hansen. Auf Seiten der Betriebe unterzeichneten am 4.5.1944 das Übergabeprotokoll: Lüders für Firma Lüders, Dr. Paulsen und Rasmussen für Firma Wille, Weich für Firma J. H. Warncke und Zwanger jun. für Firma Karl Zwanger. In offiziellen Schreiben werden die Betriebe auch als „Interessengemeinschaft des Kriegsgefangenen Arbeitskommandos Pinneberg II“ bezeichnet. In dem Übergabeprotokoll hieß es zur Entstehung des Lagers:
„Das im Jahre 1940 in der Gastwirtschaft Busch eingerichtete Kriegsgefangenenlager, …, ist von der Stadtverwaltung treuhänderisch für Rechnung der beteiligten Unternehmer eingerichtet und unterhalten worden. Die entstandenen Kosten für Miete, Unterhaltung, Verpflegung wurden jeweils von den beteiligten Firmen im Umlagewege eingezogen.“
Einnahmen und Ausgaben für das Kriegsgefangenenlager tauchten auch in den städtischen Haushalten 1940–1943 unter dem Titel „Wirtschaftsförderung“ auf.
Das Lager war im Durchschnitt mit 85 französischen Kriegsgefangenen belegt. Zum Lager gehörte ein meist fünfköpfiges Wachkommando der Wehrmacht, genauer des Landesschützenbataillons. Außerdem waren im Lager Busch zunächst zwei Köche für die Zubereitung der Mahlzeiten angestellt. Später verrichteten Kriegsgefangene diese Arbeit.
Struktur der Kriegsgefangenenlager
Schleswig-Holstein gehörte mit Hamburg und Teilen Niedersachsens zu einem Wehrkreis. Mit dem Anwachsen der Gefangenenzahlen im Sommer 1940 richtete man innerhalb des Wehrkreises vier Kriegsgefangenen Stammlager (Stalag) ein, für das Gebiet nördlich der Elbe einschließlich Hamburg war das Kriegs-Gefangenen-Mannschafts-Stammlager in Schleswig zuständig. Dies war aber nur die „Zentralverwaltungstelle“. Zusätzlich gab es regionale Außenstellen. Für Pinneberg zuständig war die Außendienstelle Elmshorn im dortigen Arbeitsamt, Lessingstraße 10. Tätig waren die Kriegsgefangenen in Arbeitskommandos. Es konnten zwei konkrete Benennungen Pinneberger Arbeitskommandos ermittelt werden:
- Arbeitskommando 329 Pinneberg II, Lager Busch, Elmshorner Straße 33,
- Arbeitskommando 850, Pinneberg 5, Lager Rechter, Elmshorner Straße 28/30.
Die Politik gegenüber den Kriegsgefangenen unterlag starken Veränderungen, da ihre Arbeit für die deutsche Wirtschaft mit dem Fortschreiten des Krieges immer wichtiger wurde.
Arbeitgeber der Gefangenen des Arbeitskommandos 329
Es liegen detaillierte Listen ab November 1940 bis 1943 vor. Im Folgenden die Betriebe, die mehr als 1 Gefangenen beschäftigten:
Betrieb | Branche | Zahl der Gefangenen |
---|---|---|
Stadtverwaltung | 7 | |
Stadtwerke | 3 | |
Schmidt und Co. | Futtermittel | 8 |
J. H. Warncke | Holzhandlung | 16 |
Adolf Ostermann | Schmiede | 8 |
Wilhelm Lüders | Holz, Fahrzeuge | 4 |
Binnè und Sohn | Dachpappe | 5 |
H. Wupperman | Emaille | 6 |
Metzger und Sohn | Leder | 2 |
H. Wille | Regenkleidung | 6 |
November 1940
Ganz anders aber sah die Verteilung der Gefangenen des Lagers 329 auf die Pinneberger Betriebe im April 1943 aus. Jetzt war eine Konzentration des Gefangeneneinsatzes auf vier Betriebe zu beobachten, von denen mindestens drei ganz oder teilweise als Rüstungsbetriebe anzusehen waren. Die Betriebe mit bis 2 Kriegsgefangenen sind nicht aufgelistet:
Betrieb | Branche | Zahl der Gefangenen |
---|---|---|
Karl Zwanger | Metallverarbeitung | 16 |
Wilhelm Lüders | Holz, Fahrzeuge | 15 |
Hermann Wille | Regenkleidung | 14 |
J. H. Warncke | Holzhandlung | 12 |
Die Wachmannschaft
Das Wachpersonal, vier bis sechs Mann, aß und schlief im Lager, aber in getrennten Räumen. Zu den Aufgaben der Wachleute gehörten auch der Kontakt zu den Betrieben der Gefangenen und die Mitsprache bei der Festsetzung der Lohnhöhe. Darüber hinaus waren die Wachmannschaften weniger für die Bewachung eines Lagers, als vielmehr für die Gewährleistung und Überwachung des Arbeitseinsatzes der Kriegsgefangenen insgesamt zuständig.
Aus dem Alltag im Arbeitskommando 329
a) Löhne und Ernährung
Die Monatslöhne lagen zwischen 22 RM bei den Landwirten, 30 RM bei der Stadt und den Stadtwerken und 40 RM für qualifiziertere Kriegsgefangene. Die für jeden Kriegsgefangenen einheitlichen Verpflegungskosten setzten sich zusammen aus Nahrungsmittelkosten, Heizung, Miete und Kosten des Wachkommandos. Sie betrugen zu dieser Zeit pro Gefangenen monatlich etwa 36 RM.
Grundsätzlich waren die Kriegsgefangenen in drei Gruppen eingeteilt. Am schlechtesten wurden die sowjetischen behandelt, gefolgt von den polnischen. Als Beispiel der offiziell vorgeschriebene Tagesgrundlohn für Kriegsgefangene in der Land- und Forstwirtschaft.
- sowjetische Kriegsgefangene arbeitstäglich RM 0,20;
- polnische Kriegsgefangene arbeitstäglich RM 0,50;
- sonstige Kriegsgefangene arbeitstäglich RM 0,70
Bei der knappen Zuteilung von Lebensmitteln gab es bei schwerer Arbeit Zulagen. Hier unterschied man LN-Arbeiter (Lang- und Nachtarbeiter), Schwerarbeiter und Schwerstarbeiter. Als Langarbeiter wurde bezeichnet, wer an den sechs Arbeitstagen die Woche täglich mehr als 9 ¼ Stunden arbeitete.
Am Monatsende erhielt der Betreiber des Kriegsgefangenlagers, hier die Stadt Pinneberg, eine Hauptabrechnung vom Oberzahlmeister in Schleswig. Aus den Abrechnungen für Oktober 1941 und Mai 1943 geht klar hervor, dass die Kriegsgefangenen ihre Unterbringung und Verpflegung selbst bezahlen mussten. Ihren Lohn mussten die Gefangenen abführen, davon wurde Unterbringung und Verpflegung sowie eine 10%ige Pauschalsteuer abgezogen, der Rest wurde ausgezahlt. Im Juni 1943 kam es zu einer Verfahrensänderung. Dazu wurde eigens ein besonderes „Lagergeld“ eingeführt. Die Unternehmen sollten von jetzt an die Löhne an die Kriegsgefangenen selbst in „Lagergeld“ auszahlen. Dieses „Lagergeld“ konnten die Pinneberger Unternehmer zum Beispiel bei der Kreissparkasse Pinneberg erwerben. Auch wurde die Möglichkeit eröffnet, einen Teil des Lohnes über die Heeresstandortkasse Schleswig in die Heimat zu überweisen.
b) Unterkunft
Eine Meldung der Wachmannschaft über zerriebenes und muffiges Stroh führte dazu, dass die Gefangenen sich bei dem nächsten ankommenden Waggon Stroh bei Fuhrmann Schmidt in der Koppelstraße in ihre Säcke stopfen konnten. Zugleich beantragte die Wachmannschaft die Reparatur dreier Fensterscheiben, die bei den letzten Luftangriffen durch Splitterwirkung eingedrückt worden seien sowie die Reparatur eines gemieteten Kochkessels.
c) Krankheit
Im Falle ernsterer Krankheit wurden die Gefangen des Kommandos 329 in der Kranken-Revierstube der „Interessengemeinschaft zur Errichtung und Unterhaltung eines Kriegsgefangenenlagers in Elmshorn von 1940“ behandelt (Anschrift: Heinrich Graap im Hause der Firma Peter Kölln). In den überlieferten Akten finden sich kaum Namen, es war üblich, die Kriegsgefangenen mit ihren Erkennungsnummern zu bezeichnen.
d) Vertrauensmann, Zivilarbeiter
Pro Kompanie, die mehrere Arbeitskommandos umfasste, wählten die Gefangenen einen Vertrauensmann.
Im August 1943 wurden der Status der Insassen des Arbeitskommandos 329 von Kriegsgefangenen auf Zivilarbeiter umgestellt. Nur zwei von ihnen blieben Kriegsgefangene und wurden in ein anderes Lager verlegt. Die Lager bestanden weiter, aber eben nicht als Kriegsgefangenenlager und unterlagen nicht mehr der Bewachung durch die Wehrmacht.
e) Fluktuation der Belegung
Am 7.10.1941 meldete Kommandoführer Becker dem Stadtbauamt, dass das Lager mit 70 westlichen und 13 serbischen Gefangenen voll belegt sei. Eine erhaltene Liste gibt bei neun von zehn aufgeführten Serben die Berufsbezeichnung Bauer an.
f) Konflikte zwischen Firmen und Lagerverwaltung
Beispielhaft sei hier ein Fall angeführt: Es ging um die Mittagsverpflegung eines in der Genossenschaftsmeierei beschäftigten Kriegsgefangenen. Im Schreiben von Betriebsleiter Schakat vom 14.7.1942 heißt es: „ … Der Franzose muss um 5 ½ Uhr morgens seinen Dienst in der Meierei antreten. Kaffee bekommt er in der frühen Morgenstunde nicht im Lager. Um 11 ½ Uhr geht er ins Lager zum Mittagessen. Unsere Arbeitszeit im ersten Arbeitsgang dauert aber bis 13 Uhr. Der Mann fehlt uns in der wildesten Zeit. … Wir haben den Franzosen längere Zeit bis 13 Uhr festgehalten. Der Franzose klagte laufend über kaltes Essen bei den Wachleuten, sodass sich die Bewachung gezwungen sah, dem Franzosen eine reguläre Mittagszeit einzugestehen… Wir wollen uns den genannten Schwierigkeiten nicht verschließen, wir sind auf den kräftigen Franzosen voll angewiesen, um die umfangreichen Arbeiten in der Ernährungssicherheit zu leisten.“
Diesem Antrag auf Änderung der Essenszeit für den Kriegsgefangenen der Genossenschaftsmeierei wurde stattgegeben. Auch andere Betriebe versorgten ihre Kriegsgefangenen aus Gründen des Arbeitsablaufs an der Arbeitsstelle.
Weitere große Kriegsgefangenenlager in Pinneberg
a) Lager Rechter
Das Kriegsgefangenen Arbeitskommando 850, des Bierverlegers Max Rechter, Elmshorner Str. 28/30, das als Russenlager bezeichnet wurde, wies 10 Belegplätze auf. Im Gegensatz zum Lager Busch war das Lager Frank auf Grund einer Beschlagnahme durch das Heeresbekleidungsamt entstanden.
b) Lager Frank (Osterholder Quellental)
Im August 1940 wurden die Räume des Lokals Osterholder Quellental vom Heeresbekleidungsamt beschlagnahmt. Die vorgesehene Belegungsstärke betrug 100 Kriegsgefangene, es waren aber 145 untergebracht.
Im Sommer 1944 nahm die Gefahr durch mögliche Luftangriffe derart zu, dass eine Ausweitung des „Luftschutz-Führerprogrammes“ vorgenommen wurde, die zahlreiche neue Luftschutzbauten vorsah. Erhalten ist ein Bauschein des Kreises für fünf Luftschutzrundbauten aus Beton für das „Gemeinschaftslager Pinneberg-Quellental“, die jeweils 30 Personen Schutz bieten sollten. Allerdings sind diese im Gelände verstreuten Bunker nicht mehr errichtet worden.
In den nicht mehr verwendeten Wuppermanschen Hallen auf der Drosteiparkseite richtete das Heeresbekleidungsamt eine große Beutegutsammelstelle einrichtete. Im Pinneberger Tageblatt erschien im Juni 1941 eine Warnung:
“In unserer Stadt ist eine Beutegutsammelstelle eingerichtet worden. Die mit der Eisenbahn anrollenden Beutegüter werden von den Ladegleisen mit Kraftwagen nach den Lagerhallen gefahren. Diese Transporte und die Entladestellen werden nun begreiflicherweise von Scharen von Jungens belagert, die jede sich bietende Gelegenheit benutzen, um sich Andenken zu “besorgen”. So verschwinden einzelne lose Ausrüstungsgegenstände — besonders Stahlhelme, Patronentaschen, Koppel u. dgl. Da jedoch das Verschwinden dieser Art Sachen und anderer Gegenstände immer umfangreicher wird, muss hiergegen von jetzt ab polizeilich schärfstens eingeschritten und alle ermittelten Fälle zur Anzeige gebracht werden …”
c) Lager Wupperman und Lager ILO
Die beiden größten Pinneberger Rüstungsbetriebe unterhielten eigene Kriegsgefangenenlager mit einer Sollbelegung von 175 (ILO) und 160 (Wupperman) Gefangenen. Die Gefangenen waren in Baracken direkt am Werk untergebracht, die Verwaltung unterstand den Firmen, während für die Bewachung ebenso wie beim städtischen Lager die Landesschützen zuständig waren.
Die erste Baracke wurde beim Emaillierwerk Wupperman im April 1941 errichtet. Im Frühjahr 1942 entstand das sogenannte „Russenlager“ für eine Belegschaft von 20 Mann.
Im August September 1942 kamen zwei weitere Baracken hinzu und im Dezember 1942 war die letzte Ausbaustufe mit insgesamt fünf Baracken und einem Anbau erreicht.
Die Baracken der ILO Motorenwerke wurden direkt neben den Produktionsanlagen aufgebaut. Auch bei ILO spielte der Luftschutz für die Fremdarbeiter mit zunehmender Kriegsdauer eine immer größere Rolle.
„Für die in Bälde eintreffenden russischen Zivilarbeiter wird eine Baracke aufgerichtet, in der die Arbeiter untergebracht werden sollen. Diese Wohnbaracke wird in einem größeren Umfang mit hohem Stacheldraht umgeben. Innerhalb dieses zu errichtenden Stacheldrahtes liegen dann die Schutzgräben, sodass die russischen Zivilarbeiter unmittelbar aus der Baracke heraus die Gräben aufsuchen können.
Die Firma beabsichtigt, für weitere 130 Mann Schutzgräben herrichten zu lassen, die ebenfalls innerhalb der Umzäunung liegen sollen. Diese letzteren Gräben sollen dann endgültig für die russischen Zivilarbeiter in Benutzung genommen werden. Die Gräben, die jetzt noch brauchbar sind, sollen dann für die französischen Gefangenen in Benutzung genommen werden. Die französischen Gefangenen liegen in einem abgesonderten Lager und werden von Wachtmannschaften des Heeres bewacht.
Die deutsche Belegschaft der Ilo-Werke sucht die Schutzgräben nicht auf, sondern wird im Luftschutzraum des Werkes untergebracht, welcher neuerdings mit etwa 50 cm breiten Ziegelsteinmauern gegen Splitter geschützt ist.“ (Zitat: Meister d. Schutzpol.)
Eingang von Rüstungsaufträgen und Fremdarbeiterzuweisung: Beispiel Reichelt
Die Regenmantelfabrik Fritz E. Reichelt mit der Handelsmarke Reifri hatte 1940 ihren Hauptsitz in der Caffamacherreihe 1–5 in Hamburg 36. 1934 hatte Reichelt einen kleinen Zweigbetrieb in der Pinneberger Mühlenstraße eröffnet. 1940 beschäftigte er dort insgesamt 65 Mitarbeiterinnen. In diesem Jahr erhielt er einen so großen Auftrag über Kradmäntel für die Wehrmacht, dass er seinen Pinneberger Betrieb ausweiten wollte. Trotz Bedenken wegen der Gewerbebebauung in einem Wohngebiet erteilte Bürgermeister Coors schließlich die Erlaubnis, da es ein wehrwirtschaftlicher Betrieb sei. Später wurden dem Betrieb 17 russische Arbeiter*innen zugewiesen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde eine Wohnbaracke aufgebaut, die dann in der Pinneberger Lagerliste unter der Adresse des Betriebes Feldstraße 24a genannt wurde.
Die Ereignisse bei Kriegsende
Je länger der Krieg andauerte, desto wichtiger war der Fremdarbeitereinsatz. In der Zeitung der Kreis Pinneberger NSDAP an die Frontsoldaten schrieb der Pinneberger Nationalsozialist Lehrer Johann Bergmann im Juli 1944:
„Wir werden sogar mit den Ausländern fertig, die wir als Hilfsmaaten bei der Arbeit angestellt haben. Damit die uns nicht über den Kopf wachsen, haben wir Streifendienst u. Stadtwacht eingerichtet und so erreicht, dass nicht so viele Klagen kommen. Im Durchschnitt arbeiten alle ganz nett. So schaffen wir dann auch, was geschafft werden muss.“
Nachdem Hamburg am 2.5.1945 kampflos an die Briten übergeben worden war, trafen am 3. Mai morgens 7 Uhr per Fernspruch folgende Maßregeln bei der Pinneberger Polizei ein:
„Pinneberg, den 3.5.1945.
Fernspruch:
Hamburg zur freien Stadt erklärt.
Bis 13.00 Uhr muss das Gebiet nördlich Elmshorn, Barmstedt, Alveslohe, von der Wehrmacht geräumt werden. Aufgabe des Volkssturms ist erledigt. Uniform ausziehen. Persönliche Sicherung der Bevölkerung übernehmen, ohne Waffe. Nicht mehr Halbmast flaggen.
Ausländer im Lager zurückhalten.
Vernichtung der Einwohnermeldekarteien und pol. Meldeformulare, sowie Geheimakten. … “
Die Angst wuchs, dass sich die Fremdarbeiter beim Zusammenbruch des Nationalsozialismus rächen könnten.
Die erste große Plünderung ereignete sich schon am Mittag des 2. Mai:
„Am Mittag des 2. Mai ging plötzlich die Parole durch die Stadt: „Ausländer plündern das Heeresbekleidungslager bei Wupperman!“ Unheimliche Mengen von Uniformen vieler Nationen, Bett- und Leibwäsche mit allen dazu gehörigen Nähutensilien, Stiefel, …, — kurz, alles, was es seit Jahren für den zivilen Bedarf kaum noch gab, lagerte dort. …
Aber es waren nicht nur Fremdarbeiter und Kriegsgefangene und manche aus ihrer Lethargie erwachte Flüchtlinge, die hier eine Möglichkeit sahen, Bekleidung und Wäsche zu ergattern, weil sie kaum das Notdürftigste hatten mit auf die Flucht nehmen können. Es waren auch ebenso viele unter den eifrigen „Besorgern“, von denen der Krieg bislang noch nichts gefordert hatte und die trotzdem kräftig mit „abstaubten“!“
Nach der deutschen Kapitulation versuchten die Alliierten, so schnell wie möglich die Fremdarbeiter in ihre Heimat zurückzuführen. Wegen der beschränkten Transportkapazitäten war dies zunächst auf die französischen, britischen, sowjetischen und amerikanischen Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter beschränkt.